Ein Marathon als Kampfansage – unser Marathon zum Geniessen
Eyes on the Price – unser Motto von Beginn an. Die Belohnung hatten wir bereits organisiert, ein Restaurant reserviert: Burger, Pommes, Bier. Was wünscht man sich mehr? Einige Wochen vor unserem Marathon in Dublin rückte der «Price» aber in weite Ferne. Helena war krank, das Training unmöglich und ich felsenfest überzeugt, dass es mich als nächsten erwischen würde. Zwar genesen, doch weit im Trainingsplan zurückgeworfen, stiegen wir in den Flieger nach Dublin. Stur wie eh und je wollten wir den Marathon in 5 Stunden bewältigen.
Schon in den zwei Tagen vor dem Start spürten wir die Vorfreude einer ganzen Stadt. Der Lauf – für die Iren ein Volksfest. Selbst der Buchantiquitätenhändler hatte seiner Zeit den Marathon bestritten und erzählte uns seine Geschichte. Und dann war es so weit: Morgendämmerung. Aufwärmen nicht nötig, man muss 2 Kilometer zum Start laufen. Notorisches Überprüfen der Wetterprognose – ebenfalls sinnlos, es kommt wie es kommt.
Die ersten 16 Kilometer kamen uns wie ein lockeres 5 Kilometer Training vor. Wir stärkten uns mit Energie-Gels, Elektrolyt-Bomben. Helena, keine Freundin von zeitnaher Verpflegung, nahm ihren zu spät. Und so bekam sie einige Kilometer nach Halbmarathon-Distanz Bauchkrämpfe. Ein Ibuprofen zur Schmerzlinderung auf leeren Magen? Suboptimal. Sie kämpfte sich durch, und ich genoss: Trotz Regen, obwohl die Schmerzen in den Beinen jeden Kilometer schlimmer wurden. Der Applaus, die Zurufe, unzählige Zuschauer unter Regenschirmen, Plakate und Schoko-Happen trugen mich durch den Lauf. Gel-sei-Dank war auch Helena bald wieder fit. Und so legten wir einen Endspurt hin und überquerten die Ziellinie nach 4 Stunden und 39 Minuten. Ich sehe davon ab, von den Schmerzen zu erzählen, die uns nach dem Lauf den Schlaf raubten. Denn die Errungenschaft überwog – in jedem Moment.
In den letzten Monaten kamen wir seltener zum Trainieren. Andere, schöne Dinge standen im Vordergrund. Unser Zweiergespann wird seit Dezember ergänzt: Unser Hund Paco ist ein Jogging-Fanatiker, hat selbst nach 16 Kilometern noch nicht genug. Seit wir die Ziellinie überquert haben, sind wir uns aber einig: Der Dublin-Marathon war nicht unser letzter.