Hirntraining lohnt sich jederzeit
Mit zunehmendem Alter verändern sich unsere geistigen Fähigkeiten. Während Wissen und Erfahrung, die sogenannte kristalline Intelligenz, beständig ansteigen, beginnt bereits mit etwa dreissig Jahren der Abbau der fluiden Intelligenz. «Unsere Fähigkeit, etwas Neues schnell zu begreifen, nimmt ab», sagt Dr. phil. Barbara Studer, Neurowissenschaftlerin an der Uni versität Bern und CEO von Hirncoach (siehe unten).
Hirn bleibt veränderbar
Wie stark und wie schnell dieser natürliche Abbau erfolge, könne jede und jeder selbst beeinflussen, sagt Barbara Studer. «Ab der Lebensmitte sollten wir unser Hirn gezielt stimulieren.» Doch auch wer später damit beginne, profitie re davon. «Jede Bemühung zählt. Denn unser Hirn bleibt bis ins hohe Alter veränderbar.» Auch sei es möglich, eine kognitive Reserve aufzubauen. «Haben wir ein solches Polster, kann das Gehirn kleinere Läsionen und neurodegenerative Prozesse ein Stück weit kompensieren», so Barbara Studer.
Möchten Sie Ihrem Gehirn etwas Gutes tun? Barbara Studer hat einige Tipps für verschiedene Be reiche bereit:
Kognitive Aktivierung
Bleiben Sie neugierig. Dabei ist nicht ausschlaggebend, was Sie tun, sondern dass es Ihnen Spass macht und Sie herausfordert. Einige Inspirationen:
- Lernen Sie ein Instrument, eine neue Sprache, machen Sie eine Weiterbildung oder einen Tanzkurs.
- Suchen Sie in Ihrem Job neue Herausforderungen.
- Machen Sie Gesellschaftsspiele, jassen Sie oder spielen Sie Schach.
- Beginnen Sie Gespräche mit Menschen, die Sie nicht kennen oder die anders denken als Sie.
- Benutzen Sie die ungewohnte Hand fürs Zähneputzen oder das Rühren der Spaghettisauce.
- Lesen Sie viel, vielleicht auch einmal ein Buch aus einem Genre, das Sie nicht kennen.
- Lösen Sie Denkaufgaben oder üben Sie beim Spazieren Kopfrechnen.
Ernährung
Versorgen Sie Ihr Gehirn mit guten Nährstoffen. Wichtige Quellen sind Nüsse, bunte Früchte und Gemüsesorten sowie Olivenöl. Stellen Sie zudem morgens einen Krug Wasser auf den Tisch, damit Sie genügend trinken.
Bewegung
Ausreichend Bewegung macht das Hirn fitter, robuster und flexibler.
- Sie aktiviert den Hormonhaushalt und wirkt wie Dünger für die neuronale Aktivität; das Denken fällt einfacher.
- Sie stimuliert die Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern und sich an neue Herausforderungen anzupassen.
- Sie senkt das Hormon Cortisol, das bei Stress gebildet wird und bei Übermass für das Hirn schädlich ist.
Optimal ist es, wenn Sie Ihren Puls mindestens eine halbe Stunde pro Tag so stark in die Höhe treiben, dass Sie ins Schwitzen kommen. Zur Abwechslung oder für Menschen, die mit körperlichen Einschränkungen zu kämpfen haben, sind Koordinationsübungen ideal: Üben Sie Jonglieren oder machen Sie mit der rechten Hand Kreise, während Sie mit der linken Hand einen Rhythmus klopfen.
Schlaf
Während des Schlafs wird das Hirn gereinigt. Sorgen Sie dafür, dass Sie ausreichend schlafen, und achten Sie auf eine gute Schlafhygiene.1
Soziale Kontakte
Einsamkeit wirkt sich negativ auf die Hirngesundheit aus. Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte, auch wenn dies Zeit und Energie kostet. Versuchen Sie zudem, jeden Tag verschiedene soziale Interaktionen zu erleben, auch wenn es nur ein spontaner Schwatz mit dem Bäcker oder der Nachbarin ist.
1) Tipps zur Schlafhygiene finden Sie unter lungenliga.ch/schlafhygiene
Programm gibt wöchentliche Impulse
Wünschen Sie zusätzliche Motivation und konkrete Impulse, um Ihr Gehirn fit zu halten? Die von Barbara Studer mitbegründete Plattform Hirncoach bietet ein ganzheitliches Coachingprogramm für die geistige Fitness. «Für den Wert eines Cappuccinos pro Woche erhalten Teilnehmende wöchentlich neue Übungen und Impulse für den Alltag», so Studer. Kostenlos sind Übungsbeispiele auf der Website sowie der Newsletter mit Anregungen und Neuigkeiten aus der Forschung.