Eigene Erfahrungen sind hilfreich für andere
Es gibt sie zu diversen Krankheiten und zu verschiedensten Themen: «Zufrieden und aktiv trotz chronischer Krankheit» oder «Sich schön und wohlfühlen mit einer Maske» sind nur zwei Beispiele für Kurse, welche die kantonalen Lungenligen anbieten. So unterschiedlich die behandelten Themen auch sind, eines ist all diesen Kursen gemeinsam: Es werden Erfahrungen ausgetauscht. Darüber, wie schwierig es ist, mit einer chronischen Krankheit zu leben und die Behandlung in den Alltag zu integrieren. Wie herausfordernd die Kommunikation mit der Partnerin und dem Partner sein kann. Wie sich das Selbstbild verändert. Wie es schwerfällt, die krankheitsbedingten Einschränkungen zu akzeptieren. Was ein Gewichtsverlust- oder eine Gewichtszunahme auslösen. Was soziale Isolation bedeutet. Wie sich Atemnot anfühlt.
Selbstständigkeit und Lebensqualität
«Nach der Diagnose einer unheilbaren Krankheit müssen die Betroffenen zu einem Alltag zurückfinden und lernen, nach vorn zu schauen, mit Schmerzen und Erschöpfung umzugehen und trotz ihrer Krankheit soziale Kontakte zu pflegen. Das ist nicht einfach», sagt Isabelle Sapin. Sie ist Pflegefachfrau in Pneumologie bei der Lungenliga Freiburg und leitet verschiedene Kurse. Ziel dieser Angebote sei es, Patientinnen und Patienten zu einem selbstbestimmten Umgang mit ihrer Situation zu befähigen, ihre Selbstständigkeit zu fördern und damit ihre Lebensqualität zu verbessern.
Kontakt mit anderen Betroffenen
Genauso wichtig wie der Input durch Fachpersonen sei in diesen Kursen der Kontakt mit anderen Betroffenen, betont Isabelle Sapin. «Durch den Austausch zeigt sich, dass viele mit ähnlichen Schwierigkeiten kämpfen. Sie merken: Ich bin nicht allein.» Dies wirke motivierend. Zudem sei es für viele einfacher, Ratschläge von einer Person anzunehmen, die aus eigener Erfahrung wisse, wie sich eine bestimmte Situation anfühle, als von einer Fachperson.
Tipps und viel Verständnis
Sie habe schon eindrückliche Beispiele erlebt, erzählt Isabelle Sapin. So etwa bei einer Frau, die an Schlafapnoe litt, also kurzen Atemaussetzern im Schlaf. Um ihre Atemwege mithilfe eines sanften Luftstroms auch im Schlaf offen zu halten und die Aussetzer zu verhindern, hätte sie nachts eine Maske tragen müssen. Diese ist an ein sogenanntes CPAP-Gerät (Continuous Positive Airway Pressure) angeschlossen. «Sie konnte sich jedoch einfach nicht überwinden, die Maske zu tragen», so die Fachfrau. Neben Tipps und ermutigenden Worten habe ihr die Gruppe vor allem viel Verständnis entgegengebracht. Diese Mischung wirkte: «Die Frau war motiviert, es wieder und wieder zu versuchen – und am Ende des Kurses trug sie die Maske jede Nacht acht Stunden lang.»
Richtige Worte gefunden
Berührend sei auch die Geschichte eines pflegebedürftigen, älteren Herrn gewesen, der Mühe hatte, die Hilfe seiner Partnerin anzunehmen. «Er fühlte sich ihr gegenüber schuldig, konnte dies jedoch nicht ansprechen. Das führte immer wieder zu Streit», sagt Isabelle Sapin. «Indem die anderen Teilnehmenden von ihren eigenen Erfahrungen erzählten, konnten sie dem Mann helfen, nach und nach die richtigen Worte für ein Gespräch mit seiner Frau zu finden.»