Etwas Liebgewonnenes loslassen
«Das war die Letzte.» Was nach einem einfach gefassten Entschluss klingt, ist in Wirklichkeit für viele Raucherinnen und Raucher ein grosser Schritt. «Die Zigarette ist oftmals wie ein guter Freund oder eine gute Freundin: Sie ist sowohl in guten als auch in schwierigen Momenten da», sagt Elena Hächler, Beraterin für Atemwegserkrankungen und Tabak bei der Lungenliga Tessin. Dies bestätigt Monika Zimmermann, Rauchstoppberaterin bei der Lungenliga Thurgau. Wer einen Rauchstopp anstrebe, müsse den Mut aufbringen, etwas Liebgewonnenes loszulassen. «Langjährige Rauchende kennen sich selbst gar nicht mehr als rauchfrei. Sie müssen eine neue Rolle einnehmen. Eine Rolle, in der sie ab und zu auch stolpern können.»
Kaugummi und Yoga
Ist die körperliche Abhängigkeit bei einem Rauchstopp nach drei bis sieben Tagen verschwunden, so dauert es in der Regel länger, bis auch das psychische Verlangen nachlässt. «Das Rauchen ist eine Gewohnheit, ein Ritual. Der Griff zur Zigarette geschieht in gewissen Situationen fast automatisch», erklärt Monika Zimmermann. Wichtig, um den Rauchstopp trotzdem zu schaffen, sei eine gute Vorbereitung, sind sich die beiden Fachfrauen einig. Wer sich über die eigenen Gewohnheiten bewusst werde, könne Stolperfallen erkennen und Ersatzrituale für Situationen, in denen man gerne rauchen würde, vorbereiten. Mögliche Alternativen seien ein Spaziergang, Yoga- oder Atemübungen. Ebenfalls hilfreich könne es sein, ein bestimmtes Bild anzuschauen, einen motivierenden Spruch zu lesen, Kaugummi zu kauen, ein Glas Wasser zu trinken oder einen Anti-Stress-Ball zu kneten. «Welche Strategie einer Person am besten hilft, ist sehr individuell», so Elena Hächler.
Wie Fahrrad fahren
Dass Rauchende nicht immer gleich beim ersten Versuch die passende Ablenkung fänden und dass es ab und zu einen Rückfall gebe, sei normal, sagt Elena Hächler. «Viele Rauchende brauchen vier oder fünf Anläufe, bis der Rauchstopp gelingt.» Wichtig sei es dabei vor allem, sich von einem Rückschlag nicht entmutigen zu lassen. Dies gelte sowohl für die betroffene Person als auch für deren Umfeld. Sie höre in Rauchstoppkursen immer wieder, dass die Mitmenschen nach einem Rückfall gereizt reagierten, die Betroffenen mit gut gemeinten Ratschlägen überhäuften oder sie verurteilten. «Dabei bräuchten sie vielmehr Verständnis und Unterstützung», betont Elena Hächler. Um dies zu veranschaulichen, ziehe sie gerne den Vergleich zu einem Kind, das lernt, Fahrrad zu fahren. «Niemand erwartet, dass es auf Anhieb losfährt. Und wenn es stürzt, machen wir ihm keine Vorwürfe, sondern ermutigen es, wieder aufzustehen und weiterzumachen.»
Die kantonalen Lungenligen unterstützen Rauchende gerne bei einem Rauchstopp.