«Alle empfanden das Programm als sinnvoll»
Menschen mit der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) aufzeigen, wie sie besser mit ihrer Krankheit umgehen können; dies ist das Ziel des Selbstmanagement-Coachings «Besser leben mit COPD» (siehe Kasten), das die Lungenliga 2018 lanciert hat. Gleichzeitig gab die Lungenliga dem Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention (EBPI) der Universität Zürich und dem Département épidémiologie et systèmes de santé (DESS) d’Unisanté der Universität Lausanne eine Begleitstudie in Auftrag.
Diese evaluierte zum einen die Implementierung, also die Einführung, des Programms. Zum anderen untersuchte sie die Wirksamkeit von «Besser leben mit COPD».
Dazu wurden die Betroffenen vor Beginn des Coachings befragt, im Anschluss an die Gruppenmodule gab es zudem – nach einer Zeitspanne von einem, drei, sechs und zwölf Monaten – telefonische Follow-up-Gespräche. Insgesamt 94 Teilnehmende schlossen die Studie ab.
Weniger Atemnot und Arztbesuche
«Die Auswertung zeigt, dass das Programm die gesetzten Ziele grösstenteils erreichte», sagt Projektleiterin PD Dr. Anja Frei. In drei von vier Bereichen des Chronic Respiratory Disease Questionnaire (CRQ), eines international verwendeten Fragebogens zur Erfassung der krankheitsspezifischen Lebensqualität von COPD-Betroffenen, erhöhten sich die Werte signifikant. «Mit dem Fortschreiten der Krankheit nimmt in der Regel auch die Lebensqualität ab. Wenn die Werte nach einem Jahr nicht nur stabil bleiben, sondern sich sogar verbessern, ist dies ermutigend», so Frei. Insbesondere bei der Krankheitsbewältigung hat das Coaching den Betroffenen geholfen. Auch gaben die Teilnehmenden an, weniger an Atemnot zu leiden, zudem hatte sich ihre Stimmungslage verbessert.
Erfolgreich scheint das Coaching auch bezüglich der körperlichen Leistungsfähigkeit zu sein: Vor dem Coaching konnten die Teilnehmenden in einer Minute durchschnittlich 23,9 Mal von einem Stuhl aufstehen und sich wieder setzen. Danach waren es 27,1 Mal. Und schliesslich reduzierte sich auch die Zahl der ambulanten ärztlichen Behandlungen: Vor dem Programm suchten die Teilnehmenden durchschnittlich 8,9 Mal pro Jahr einen Arzt auf, danach waren es im Schnitt 6,1 Konsultationen. «Das Schöne an dieser Studie ist, dass die Daten aus dem realen Leben stammen. Dies hat jedoch zur Folge, dass wir sie nicht mit denjenigen einer Kontrollgruppe vergleichen können, was eine Limitation der Studie ist», so Frei.
Grosser Einsatz von allen Seiten
Auch was die Einführung des Coachings betrifft, zeigt sich Anja Frei erfreut. Die Beteiligten seien grundsätzlich sehr zufrieden gewesen, auch sei alles wie geplant durchgeführt worden. Zwar sei es für Programmverantwortliche und Coaches eine Herausforderung gewesen, den Aufwand für «Besser leben mit COPD» in ihrem Arbeitsalltag unterzubringen. Zudem habe die Studie von allen Beteiligten einen zusätzlichen Einsatz verlangt. «Ich war jedoch positiv überrascht, mit welcher Begeisterung die Leute dabei waren. Dies, weil alle das Programm als sinnvoll empfanden.»
In sechs Modulen zu einer besseren Krankheitsbewältigung
«Living well with COPD» ist ein in Kanada entwickeltes und bereits in diversen Studien geprüftes Schulungskonzept für Menschen mit der chronisch obstruktiven Lungenkrankheit (COPD). In Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie adaptierte die Lungenliga das Selbstmanagement-Coaching für den Schweizer Kontext und bot das Programm 2018 erstmals an. In sechs Modulen lernen die Betroffenen ihre Krankheit besser kennen, werden befähigt, bei einer Verschlechterung richtig und rechtzeitig zu reagieren, und üben unter anderem Atem- und Hustentechniken. Weiter erhalten sie Hilfe in der Alltagsplanung und werden motiviert, sich täglich zu bewegen.
Weitere Informationen: www.lungenliga.ch/copdcoaching